1772 wird Fischers Erbe dann an die Gebrüder von Sandt verkauft, die am 08. August des gleichen Jahres vom Coburger Herzog Ernst Friedrich die Genehmigung, das „Privilegium exclusivum cum jure prohibendi aliosque excludendi“ erhalten, eine erste Industrieansiedlung im Herzogtum anzusiedeln.
So entsteht eine Berlinerblau- und Potaschesiederei in Grub am Forst. Wichtigster Rohstoff war das Gelbe Blutlaugensalz, das aus Naturstoffen wie Pottasche und „Klauen vom geschlachteten Vieh“ gewonnen wurde. So ordnete der Herzog an, dass aus dem gesamten Herzogtum zu Herstellung vom Blutlaugensalz zu liefern sind: Horn, getrocknetes Blut, wollene Lumpen, Scheerwolle, Kälberhaare, Borsten, Federn, Abfälle von Gerbern, alte Schuhe.
Abbildung: Vier Seiten des „Privilegium Exclusivum“ vom 8. August 1772
Sicherlich dachte Herzog Ernst Friedrich bei der Vergabe des Privilegs auch an die an den Landesherren abzuführende Gewerbesteuer („.. einen jährlichen, nach Betrag des Wercks zu bestimmenden CANONEM … „) zur Aufbesserung der besonders in diesen Jahren immer angespannten höchstherzoglichen Kasse.
Schon seit 1763 experimentierten die Firmengründer der ersten Stunde, die Gebrüder von Sandt, mit der Herstellung eines blauen Farbstoffs und der Kleinproduktion von Färbemitteln. Doch erst mit dem herzoglichen Privileg 1772 war der Weg für die industrielle Produktion frei.
Das Rezept für das „Berlinerblau“ (Eisen(III)-hexacyanoferrat(II) Fe4[Fe(CN)6]3) hatte 1704 der Alchemist und Chemiker Diesbach aus Berlin durch Zufall entdeckt.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts beginnt die eigentliche Fabrikation von Berlinerblau an verschiedenen Standorten durch Herstellung von Blutlaugensalz:
– Potasche wurde geschmolzen – Kalium
– In die glühende Masse kamen organische Stoffe – Stickstoffe bildeten Cyane
– In diese Lösung kamen in Schwefelsäure gelöste Eisenabfälle – Eisensulfat.
Das Resultat war das Blutlaugensalz oder Kaliumferrocyanid (aus Muspratts Chemielexikon 1889)
Blauherstellung: Zum Blutlaugensalz, als nun ungiftiger Rohstoff, kamen nach Erhitzen weiteres Eisensalz und Säuren hinzu, bis der blaue Niederschlag entstand = Berlinerblau, später auch Preussischblau, Miloriblau – auch Pariserblau.
Zur Weiterverarbeitung gehörten die Arbeitsgänge wie Auswaschen von Verunreinigungen, Eindampfen und Trocknen des Pigments. Daher die Notwendigkeit von Waschbottichen. 1824 wurde das Cyan als Bestandteil vom Berlinerblau entdeckt.
Abbildung: zeigt einen Ausschnitt aus der „SPECIAL CHARTE“ des Jahres 1783, die dem Buch „Beschreibung des Landes Coburg“ von 1793 entnommen ist. Dargestellt sind u. a. die „Verkehrsverbindungen“ und das „Farbwerck“ bei Grub.
In den folgenden Jahren wechselt die Firma mehrfach den Besitzer. Zunächst erwirbt 1801 ein Rentmeister aus Lahm den Besitz von der Witwe von Sandt. Der Rentmeister bleibt offenbar glücklos, so dass der Coburger Hofadvokat Sartorius die Konkursmasse 1807 kauft und einen renommierten Farbmeister namens Johann Georg Walther in die Firma holt.
Doch auch der Advokat verkauft die Firma schon 1809 wieder. Der Fabrikant Carl Gottfried Holtzapfel aus Sophienau in Südthüringen erwirbt schließlich den Besitz für seinen jüngeren Bruder Samuel Friedrich Holtzapfel, der der Firma ihren heutigen Namen gab.
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